Vorwort
Diese politischen Gedanken spiegeln lediglich die Einstellung zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung und nicht unbedingt aktuelle politische Einstellungen der Autorin wider.
Euch ist sicher schon aufgefallen, dass feministisch geprägte oder allgemein frauenzentrierte Räume häufig von Männern belagert werden, insbesondere online. In meinen vergangenen Erfahrungen gab es immer wieder männliche Perspektiven, die von nachvollziehbarer Kritik über Trollen bishin zu offenkundigem Antifeminismus und Misogynismus reichten. Haters gonna hate, könnte mensch dazu sagen. Aber es ergibt sich doch die Frage: warum eigentlich?
Welches Ziel verfolgen Misogynisten, wenn sie Frauen auf entsprechenden Foren oder allgemein in frauenzentrierten Räumen nerven?
Ein bisschen Spaß durch Provokation? Vielleicht. Aber ich sehe darin noch etwas mehr: sabotage. Mir fällt auf, dass viele Themen gar nicht richtig diskutiert werden können, weil von der Seite die männliche Perspektive reingegrätscht kommt und die Gesprächsdominanz damit übernehmen will. So finden sich viele von uns in Rechtfertigungsargumentationen und Grundlagendiskussion (“Gibt es Mansplaining überhaupt?” oder “Sind Frauen überhaupt irgendwie diskriminiert?”) mit Männern wieder, die überhaupt gar kein Interesse daran haben, die Themen wirklich zu verstehen und zu verarbeiten. Wir sollen uns an ihnen “abarbeiten”, und aufgeben, wenn sie am Ende uns nicht zustimmen. Dann hätten wir ja “die Diskussion verloren”. Mit diesem Ben Shapiro-Stil der Pseudodiskussion verschwenden wir aufgrund unseres guten Willens viel zu viel Energie. Doch noch etwas ändert sich dadurch, dauerhaft: es entsteht der Eindruck, es benötige einen männerfreundlichen Feminismus. Die männliche Perspektive drängt sich überall auf, und mit Sprüchen wie “damit verschreckt ihr aber die Männer” wird versucht, feministische Bemühungen zu diskreditieren und dem ganzen eine strategische Aussichtlosigkeit zu attestieren. Damit wir “bescheidener” mit unserer Forderung nach echter Gleichberechtigung werden. Damit wir Diskriminierung und Gewalt gegen uns mehr akzeptieren, denn man dürfe ja nicht die Männer verschrecken.
Das ist also nicht nur nervig, sondern auch ein Nervengift für uns, wenn wir uns darauf einlassen. Meine Aufforderung ist also: macht von eurem Recht gebrauch, zu schweigen. Euch nicht zu rechtfertigen gegenüber Menschen, denen ihr keine Rechtfertigung schuldet.
Sprecht laut Eure Haltung und diskutiert mit Menschen, die Respekt auf ihren Lippen tragen, konstruktiv und positiv. Und straft Sabotage- und Trollversuche mit Schweigen.