Anarchist Angel's Gedankenwelt

Politik: Zur Verantwortung von Schulen

Vorwort

Diese politischen Gedanken spiegeln lediglich die Einstellung zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung und nicht unbedingt aktuelle politische Einstellungen der Autorin wider.

Sie entstanden im Alter von 16 Jahren. Der genaue Ursprungstag und -Monat ist unbekannt.


Schulen sind heutzutage mehr als ein reiner Ausbildungsort. Sie nehmen bis zu 13 Jahre unseres Lebens mehr als die Hälfte unserer aktiven Lebenszeit ein. Doch stehen Schulen in der Kritik: Sie sind nicht effizient, sie überlasten die Lernenden.. Vorwürfe gibt es viele, doch welche sind gerechtfertigt?

Alle. Das mag etwas übertrieben scheinen, doch haben all diese Vorwürfe ihre Ansatzpunkte. Das Essen, das ist ein Vorwurf den man immer wieder hört: es schmecke nicht, es sei ungesund, von schlechter Qualtiät. Deutschlandweit sind gute Schulkantinen eine Rarität. Alternativen mag es zwar geben, doch schlagen sie mit durchschnittlich 5€ für eine Hauptmahlzeit ordentlich zu Buche. Hochgerechnet bei drei mal Mittagsuntericht, eine niedrige Annahme, in der Woche bei vier Wochen im Monat ergeben sich 60€ monatliche Kosten für Mittagessen allein. Mehr als ein Internet- und Telefonanschluss. So viel wie das Benzin für einen Monat. Für viele Schüler*innen unbezahlbar. Dabei wird die Wichtigkeit des Mittagessens unterschätzt. Ein gutes Mittagessen spendet sowohl körperlich als auch psychisch Energie. Gräulicher Brei in einer überfüllten Mensa in sich zu stopfen, um schnellstmöglich aus dieser fliehen zu können um rechtzeitig bei der nächsten Unterrichtseinheit zu sein hingegen nicht.

Diese Terminbelastung zeigt sich nicht nur beim Mittagessen. Die Stundenpläne sind straff, und doch können die Schulen Stunden tauschen wie es gerade passt. Von den Schüler*innen wird maximale Flexibilität erwartet, denn ihr Erscheinen ist selbstverständlich Pflicht. Wer also Musikunterricht, eine Verabredung mit Freunden oder der oder dem+der Liebsten hat, muss diese womöglich kurzfristig absagen. Doch damit endet die zeitliche Belastung noch nicht.

Kommen Schüler*innen um 17:30 Uhr dann endlich nach Haus und freuen sich auf die Freizeit, so freuen sie sich zu früh. Zusätzlich zu immer mehr Mittagsunterricht erwarten sie stapelweise Hausaufgaben. Und dann wäre da noch die Mathematikklausur, auf die eigentlich gelernt werden soll. Und der anstehenden Englischtest.. Kein Wunder, dass vielen dann die Motivation abhanden kommt.

“Scheiß Schule”, hört mensch oft. Doch das ist nicht etwa nur eine Parole des ungebildeten Pöbels, sondern ein Hilferuf von Schülerinnen aller Bildungsschichten. Immer mehr Schülerinnen suchen sich auch Hilfe bei Psychologinnen. Doch was können sie tun, um diesen Stressfaktor zu reduzieren? Weder Alchemie noch Magie existieren, um die Belastung wie von Zauberhand zu verringern. Dieser Ernüchterung manifestiert sich bei immer mehr Schülerinnen in Depressionen. Auch diese gnadenlose Überbelastung umfasst nicht die Gesamtheit der Probleme von Schulen. Moderne Schulen sind Fabriken. Als Edukte fungieren die jungen Schüler*innen voller Ambition und Fantasie, Produkte sind kommerzorientierte Fatalisten. Den pädagogischen Bildungsauftrag scheint es nur noch auf dem Papier zu geben. Wichtig ist nur noch das Image. Die Schulordnungen und Leitbilder sind korrekt und edel formuliert, doch zwischen Theorie und Praxis klafft ein gigantischer Abgrund. Immer wieder und immer häufiger [2013 war noch kein Ende der sich damals häufenden Amokläufe in sicht, Anm. von 2023] kommt es zu versuchten oder umgesetzten Amokläufen an Schulen. Tragische Akte der Rache und empfundener Gerechtigkeit, die oft gänzlich Unschuldige treffen. Doch wer begeht diese Taten? Grausame Unmenschen? Geistig gestörte? Satanisten, vielleicht? Nein. Sie, ich, wir. Wir alle tragen es in uns, einmal wie die verschrienen und verteufelten Amokläufer zu werden.

Um das zu verstehen, müssen wir uns ansehen, warum diese Menschen zum Entschluss kommen, andere und oft sich selbst zu töten. Für sie ist es eine Lösung eines Problems, ein Aufholen von Gerechtigkeit. Der Welt und sich selbst einen Gefallen tun. Sich selbst auch erlösen.

Wer über Jahre soziale Ungerechtigkeit empfindet und niemanden hat, derdie ihmihr helfen kann und will, hilft sich irgendwann selbst. Soziale Isolation wird zunächst als Linderung empfunden, kann aber die Ungerechtigkeit nicht kompensieren. Die Mittel werden extremer, bis zum Extremsten. Schulen spielen dabei eine enorm wichtige Rolle in der Vermittlung der wechselseitigen Täterschaft. Das wissen auch Eltern der Opfer, doch fordern sie oft geblendet von Wut und Trauer ein “Eliminieren gefährlicher Personen”, vergessen dabei gern, dass ihre Schützlinge selbst oft auch Täter sind. Es darf keine Lösung sein, Menschen zu quälen und sie dann zu eliminieren, sobald sie anfangen sich zu wehren. Die Verantwortung von Schulen ist, eine Klassen-, Stufen- und Schulgemeinschaft herzustellen. Eine zusammenstehende und tolerante Gemeinschaft.

Solche Systeme sind jedoch sehr empfindlich. Einzelne Personen können sie empfindlich stören oder gar zerstören. Daher müssen insbesondere Lehrkräfte strengstens differenzieren können zwischen Bubenstreich und Grausamkeit und entsprechend reagieren. Eine militärische Schuldisziplin wünscht sich niemand, allerdings genausowenig eine “mir-egal”-Philosophie der Lehrenden und der Schulleitung. Schlimmer nur ist ein halblebiger Mittelweg, durch den vermeintlich Mobbing bekämpft wird, in Wirklichkeit aber nur subtiler gemacht wird. Dadurch verringert sich die Diskriminierung gegen einzelne und ihr Leiden nicht.

Das Einzige, das wahrlich hilft, ist Entschlossenheit. Entschlossenheit, mehrheitsdiktatorische und intolerante Strukturen im Jugendalter zu bekämpfen und zu zerschlagen.

January 1, 2013

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