Vorwort
Diese Geschichte ist genau so geschehen.
Heute hatte ich den ersten Prozesstag. Veranschlagt war eine max. 1 stündige Sitzung ohne Zeug:innen. Angeklagt wurde ich des unerlaubten Führens einer Schusswaffe. Hintergrund ist, dass ich eine Softair m.E.n. vorschriftsgemäß transportierte. Die drei relevanten Kriterien sind keine Schussbereitschaft (ungeladen), keine Zugriffsbereitschaft (verschlossen) und von einem Ort zum anderen, an denen jeweils der Umgang erlaubt ist. Ungeladen und verschlossen wurde die Softair objektiv überprüfbar transportiert, da bin ich mir mit Polizei (die die Anzeige schrieb), Staatsanwaltschaft (die Klage erhob) und Gericht (bzw. der vorsitzenden Richterin) einig.
Allerdings behauptet die Polizei aus mir unerklärlichen Gründen, ich hätte “zugegeben”, dass ich die ungeladene, verschlossene Softair stets mit mir herumtrage und damit das subjektive Tatmerkmal erfülle bzw. die subjektive Ausnahmebedingung nicht erfülle. Und das, wo mir im gleichen Schriftsatz vorgeworfen wird, eine unkooperative Haltung gegenüber polizeilichen Maßnahmen gezeigt zu haben und angegeben hätte, sie lediglich zu transportieren.
Ich bereitete mit meinem Anwalt meine Verteidigung vor. Solide Argumentationsstruktur, zwei Zeuginnen können bezeugen dass ich eine solche Aussage nie getätigt habe. Sieht gut aus, wenn das Gericht für Argumentation empfänglich ist.
Es kam aber ganz anders.
Die erste Minute war ich selbst nicht Teil der Sitzung, nur mein Verteidiger. Dann wurde ich hereingebeten und nahm Platz. Die Richterin erläuterte meine persönlichen Daten, diese waren korrekt. Dann las die Staatsanwaltschaft die Anklageschrift vor. Die Richterin fragte mich, ob ich mich dazu äußern möchte. Ich sagte ersteinmal nicht.
Dann tickte sie aus. Sie verzog das Gesicht und machte mir und meinem Anwalt Vorwürfe, warum wir dann hier seien, was das soll, da hätte sie ja doch Zeugen laden müssen. Und das häbe Konsequenzen für meinen Anwalt wegen seines “Egotrips”, und dass es für mich viel schlimmer kommen würde. Dass ich als Psychologin keine Approbation erhalten werde wenn ich den Strafbefehl nicht akzeptierte, und dass die nächste Sitzung für mich sehr viel unangenehmer werden würde.
Mir stand ehrlich gesagt der Mund offen. Sie hielt eine Tirade wie gefährlich Softairwaffen seien, mit 1,1J könne man einer Person ein Auge ausschießen. Das stimmt nichteinmal, und selbst wenn so wäre das für den Fall völlig irrelevant. Außerdem behauptete sie, ich hätte “noch eine Waffe” dabeigehabt, nämlich mein Messer. Das ist aber waffenrechtlich keine Waffe. Sicher, damit kann mensch einer anderen Person wehtun. Aber wenn wir danach gehen, dann wäre die Softair eben keine Waffe. Also was gilt vor Gericht nun: Subjektives “Waffeneinschätzen” oder Gesetz?
Das Niveau sank ins Bodenlose. Sie machte weiter und erwähnte den Hintergrund der Polizeikontrolle, dass ich mich am Bahnhof weigerte eine Maske aufzusetzen. Das stimmt nicht. Ich trug bereits eine, leider die Falsche (OP statt FFP2) und wurde von den Beamten aktiv daran gehindert eine mitgeführten FFP2 Maske aufzuziehen.
Ich sagte aber nichts. Ich war schockiert. Mir hing die Kinnlade fast runter. RTL-Nachmittagsfernsehen ist Hochkultur im Vergleich zum Verhalten der Richterin. Dann wurde die Sitzung geschlossen.
Summa summarum gestaltete der Prozesstag sich also so: Die Anklage wurde verlesen, die Richterin ging nur auf diese ein, obwohl Stellungnahmen auch von Verteidigerseite vorliegen, brüllte meinen Anwalt und mich an und schloss dann die Sitzung.
Ich sitze hier und schreibe das mit nur Fragezeichen im Kopf. Aber eine Sache wird mir immer mehr klar: Ich hatte nie eine Chance. Ich kann Beweise sammeln wie ich will. Argumentieren und präsentieren wie ich lustig bin. Das Gericht wird sie einfach beiseite schlagen.
Was mach ich denn jetzt? Ich bin im Recht, ich bin unschuldig! Aber das hilft mir ja gar nix wenn die Richterin so drauf ist. Verurteilen lassen und in Revision schreien jetzt die Leute aber das Verfahren zieht sich ohnehin schon über ein halbes Jahr.
Die Drecksäcke von Cops kommen damit davon. Auch damit, dass sie mich physisch angriffen, beleidigten, mir einen Aufnäher von der Jacke rissen. Alles Straftaten. Und die Verfolgung Unschuldiger ist auch eine Straftat.
Es ist eine Farce, anders kann ich es nicht beschreiben. Ein schlechter Sketch ohne Pointe.